Interview

[Buchvorstellung] Sabine Nagel – Autoreninterview

Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, ein bisschen mehr über dich zu erzählen. Könntest du dich bitte in fünf kurzen Sätzen vorstellen?

Hallo Anne, ich freue mich auch sehr, dass ich bei dir zu Gast sein darf. Ich bin Sabine Nagel, und ich schreibe emotionale (Liebes-)Romane mit Tiefgang, realistisch, aufwühlend und immer ganz nah an den Protagonisten. Von mir gibt es einen Coming-of-Age-Roman („Irgendwie dazwischen oder: Das mit Percy“) sowie zwei Liebesromane („Weil du es bist“ und „Weil wir zusammen leuchten“), drei Kurzgeschichten und ein Special aus dem Fredi-und-Sascha-„Universum“. Aufgewachsen bin ich in Schleswig-Holstein. Nach dem Abi habe ich 12 Jahre in Hannover gelebt, und inzwischen wohne ich mit meinem Mann und meinen beiden Kindern im wunderschönen Erlanger Oberland.

 

Wie bist du eigentlich zum Schreiben gekommen? Gab es einen bestimmten Moment oder eine Inspiration, die dich dazu bewegt hat, deine Geschichten aufzuschreiben?

Ich habe Geschichten geschrieben, seit ich das Schreiben in der Schule gelernt habe. Anfangs noch mit dem Füller in Schulheften, später auf der mir von meinem Opa vermachten Schreibmaschine und schließlich am Computer. Einen speziellen Moment gab es nicht. Meine erste Inspiration damals waren sicher die vielen Bücher, die ich gelesen hatte. Ich schrieb, was ich las: erst Detektivgeschichten, dann Gruselgeschichten und schließlich „Problembücher“, also Geschichten mit Kindern oder Jugendlichen, die es nicht leicht im Leben haben.

 

Was inspiriert dich bei der Entwicklung deiner Geschichten? Gibt es bestimmte Dinge, die dich immer wieder aufs Neue anregen?

Es sind die Hauptfiguren, die mich inspirieren. Sie sind irgendwann plötzlich da, und in meinem Kopf reifen sie nebenbei, manchmal über Jahre, so lange, bis ich sie so gut kenne, als wäre ich sie. In meinen Büchern lasse ich zwei von ihnen aufeinandertreffen, und dann beginnt etwas Neues. Etwas, das die beiden für immer verändert. Ich selbst kenne, wenn ich anfange, ihre Geschichte zu schreiben, nicht mehr als den groben Plot. Alles Weitere entwickelt sich aus den Figuren heraus: aus dem, wie sie sind, was sie für eine Geschichte mitbringen, was ihre Ziele sind und welche Stärken und
Schwächen sie haben. Das ist unheimlich spannend, manchmal extrem herausfordernd und ziemlich oft so beglückend, dass es beinahe wie eine Sucht ist – so lange, bis das Buch fertig ist. Und manchmal lassen mich die Protas auch danach noch nicht los. Deshalb gibt es von „Weil du es bist“ mittlerweile vier Spin-offs und eine Fortsetzung.

 

Wenn du an dein Buch Weil wir zusammen leuchten denkst: Könntest du in fünf Sätzen zusammenfassen, worum es in der Geschichte geht?

In „Weil wir zusammen leuchten“, der Fortsetzung von „Weil du es bist“, geht es um Fredi und Sascha, deren Liebe so groß ist wie ein ganzer blauer Sommerhimmel. Und doch hatten sie einander wieder verloren, denn Sascha saß damals erst seit kurzem im Rollstuhl und kam damit emotional lange nicht so gut klar, wie er es gerne gehabt hätte. In „Weil wir zusammen leuchten“ wagen Fredi und Sascha einen Neuanfang. Der Roman zeigt den steinigen Weg der beiden zu einer gesunden Beziehung mit all seinen Hochs und Tiefs, dem Schmerz der Vergangenheit und seiner Integration in die Gegenwart. Es beschönigt nichts, zeigt die Zerrissenheit, Ängste, Unsicherheit und Verzweiflung der Protagonisten, aber auch ihre Hoffnung und ihr Wachsen aneinander und miteinander, ihre Liebe und ihr Glück – und auch im größten Schmerz blitzt immer wieder der Humor von Sascha und Fredi durch. (Diese Zusammenfassung enthält Zitate aus der Amazon-Rezension von giannimortale, der*die das Buch einfach unschlagbar gut auf den Punkt gebracht hat.)

 

Wie war es für dich, deine Geschichte zu erzählen? Hat dir das Schreiben Freude bereitet, oder gab es auch Herausforderungen, die du meistern musstest?

Das Schreiben hat mir unendlich viel Freude bereitet, weil ich dabei regelmäßig ganz tief in der Geschichte versunken bin und all die Emotionen selbst durchlebt habe. Ich weiß beim Schreiben meistens selbst nicht, was im nächsten Absatz passieren wird, deshalb ist es auch für mich spannend und faszinierend, wie sich die Geschichte entwickelt und wie am Ende wirklich alles zusammenpasst. Einige Szenen waren auch sehr herausfordernd. Am Kapitel „Jedes Mal wieder Gegenwart“ habe ich mehrere Wochen geschrieben, immer wieder alles verworfen und neu angefangen, Teilszenen umgestellt, gelöscht … Ich weiß noch genau, wie das war, als sich im Februar 2024 schließlich in einer bestimmt achtstündigen Schreibsession endlich alles auflöste und das Kapitel funktionierte.

 

Zu Beginn hattest du bestimmt Vorstellungen von deinen Charakteren. Wie haben sie diese im Laufe der Geschichte beeinflusst?

Wie ich eingangs ja schon sagte, schreibe ich absolut figurenzentriert und fange erst dann an mit dem Schreiben, wenn ich die Figuren so gut kenne, als wäre ich sie. Dabei benutze ich keine Charakterbögen oder irgendetwas anderes Schriftliches, sondern das alles findet ausschließlich in meinem Kopf statt. Die Charaktere beeinflussen den Verlauf die Geschichte zu fast hundert Prozent. Einen gewissen Anteil übernehmen noch das Setting, das bei mir immer eine Art dritte Hauptfigur ist, und meine grobe Vorstellung vom Plot. Ich weiß also, wo ich hinwill, und kenne einige wenige
Stationen auf dem Weg dorthin (aber längst nicht alle), doch der Weg dorthin entwickelt sich aus den Charakteren heraus.

 

Welche Themen behandelt dein Roman? Gibt es zentrale Botschaften oder Gefühle, die du den Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben möchtest?

In „Weil wir zusammen leuchten“ geht es darum, dass Ohneeinander-nicht-sein-können und Miteinander-eine-Zukunft-haben nicht unbedingt dasselbe ist. Um das Ringen um eine gemeinsame Zukunft, trotz allem. Das Buch handelt von mächtigen Ängsten und Schuldgefühlen, vom Verzeihen, vom Zulassen und vom Heilen. Meine Leser*innen schreiben oft, dass die Emotionen in dem Buch direkt auf sie überspringen, und das freut mich immer sehr, weil genau das beim Schreiben mein Ziel ist. Und sie finden auch Botschaften in dem Buch, aber ich möchte sie hier nicht nennen, denn jede*r
soll sie beim Lesen selbst für sich entdecken.

 

Gibt es eine Lieblingsstelle in deiner Handlung? Vielleicht eine Szene, die dir besonders im Herzen liegt oder die dir beim Schreiben besonders viel Freude gemacht hat?

Ich habe viele Lieblingsstellen in „Weil wir zusammen leuchten“ (Klar, oder? Schließlich habe ich es ja geschrieben, und wenn es mir nicht rundum gefallen würde, hätte ich es nicht veröffentlicht.) Am meisten mag ich die Szenen mit den existenziellen Konflikten. Die, in denen Fredi und Sascha ringen, mit sich und miteinander, in denen sie umeinander und füreinander kämpfen und so verdammt viel Angst haben, dass auch diesmal Liebe einfach nicht genug ist.

 

Und noch eine Frage, die bestimmt viele interessiert: Wird es eine Fortsetzung geben? Planst du, die Geschichte weiterzuschreiben?

In mir reift tatsächlich bereits der dritte Fredi-und-Sascha-Roman. Aber ob es ihn tatsächlich geben wird und wenn ja, wann, das steht noch in den Sternen. Im Moment genieße ich es gerade, mal nicht zu schreiben und stattdessen voll und ganz im echten Leben zu sein. Aber vermutlich wird die Geschichte irgendwann so sehr rufen, dass ich sie aufschreiben muss. Wenn sie reif ist.

 

Was hast du für 2025 vor? Gibt es Projekte oder Träume, auf die du dich besonders freust?

Wie ich eben schon sagte, im Moment genieße ich es, mein echtes Leben zu leben, ohne dabei gleichzeitig immer mit einem Teil meiner selbst den dringenden Wunsch zu verspüren, weiterzuschreiben. Konkrete Schreibpläne habe ich daher für 2025 (bisher) nicht.

 

Zum Abschluss: Welches ist dein Lieblingsbuch, -autor und -verlag? Gibt es Werke oder Menschen, die dich besonders inspiriert haben und die du gerne weiterempfehlen möchtest?

Als Jugendliche habe ich die dtv-pocket-Bücher besonders geliebt. Die mit dem roten Streifen auf dem Rücken. Heute habe ich keinen Lieblingsverlag. Als ich 2018/19 ernsthaft erwog, mein Debüt „Weil du es bist“ zu veröffentlichen, fing ich an, bewusst Bücher von Selfpublishern und Kleinverlagen zu lesen, um den Markt zu sondieren und abschätzen zu können, wie es um die sprachliche, inhaltliche und auch haptisch-optische Qualität bestellt war. Dabei stellte ich fest, dass sich in den Jahren zuvor enorm viel getan hatte und ein Großteil der SP-Bücher Verlagsbüchern in nichts nachstanden. In dieser Zeit habe ich vor allem Elja Janus (u. a. „Immer noch wir“ und „Zwei in Solo“, beide erschienen im Feuerwerke-Verlag) und Alizée Korte („Dein Weg, meine Liebe“ und später „Zum Horizont führt keine Treppe“, Selfpublishing) als meine Lieblingsautorinnen für mich entdeckt. Diese Bücher stehen bis heute auf meiner All-Time-Bestenliste ganz oben, und ich kann sie wärmstens  empfehlen.

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