Autorentag #9 – Christina Löw: Das Interview

Seit wann schreibst du?

Die ersten Geschichten habe ich mir schon ausgedacht, bevor ich selbst schreiben konnte. Geschrieben, um die jeweiligen Texte u.U. auch veröffentlicht zu sehen, habe ich allerdings um einiges später. Das kam erst im Verlauf meines Studiums. (Vorher hatte ich eine Phase, in der ich mir eher Handlungen für Filme ausgedacht habe – die jedoch (natürlich) nie verfilmt wurden.)

 

Was liebst du am Schreiben?

Das lässt sich gar nicht so leicht zusammenfassen, fürchte ich. Ich mag das Gefühl, wenn sich in meinem Kopf (und auch auf dem (digitalen) Papier) eine Geschichte formt, wenn die Figuren mir nach und nach mehr von sich preisgeben, die Geschichte um Facetten bereichern, die sich einfach beim Schreiben ergeben, von denen ich beim Plotten noch keine Ahnung hatte. Ich mag es, wenn ich mit den Figuren beim Schreiben mitfiebern kann, mich mit ihnen freuen kann oder auch mit ihnen zusammen Schicksalsschläge durchlebe; wobei letzteres durchaus emotional sehr zehrend beim Schreiben sein kann. Und dann hoffe ich, dass die Lesenden später auch möglichst viel von der Intensität, mit der ich die Geschichte beim Schreiben miterlebe, nachfühlen können.

 

Was machst du bei einer Schreibblockade?

Das hängt ganz von der Blockade ab.
Manchmal komme ich z.B. bei einer Stelle nicht weiter, weil ich einfach nicht weiß, was in der Szene passieren sollte (oder meine Figuren vorher einen anderen Weg eingeschlagen haben, als von mir geplant, und ich die Handlung noch daran anpassen muss). Dann setze ich mich an meinen Plot und suche nach einer Lösung.
Es gibt aber auch Phasen, in denen einfach so viel in meinem sonstigen Leben ansteht, dass mein innerer Schweinehund keine Lust zum Schreiben hat. Entweder lasse ich ihm dann seinen Willen und setze ein, zwei Tage mit dem Schreiben aus – spätestens, bis es mich wieder in den Fingern kribbelt, weil ich weiterschreiben möchte – oder ich bitte eine liebe Autorenkollegin, ob wir einen gemeinsamen Schreibsprint einlegen können, um meinem Schweinehund ‚Feuer unterm Hintern zu machen‘.

 

Wie lange brauchst du für einen Roman?

Da bisher von mir erst zwei Romane erschienen sind, weiß ich nicht, ob ich schon von einer durchschnittlichen Dauer sprechen kann … Aber bei den beiden war es so, dass die reine Schreibzeit für den ersten Manuskriptentwurf zwischen drei und vier Monaten lag. Dazu kommen allerdings die Wochen und Monate, die teils schon vorher ins Land ziehen, bis ich einen Plot habe, mit dem ich losschreiben kann. Und natürlich auch die Zeit nach dem ersten Entwurf, wenn es ans Überarbeiten geht.
Gerade sitze ich an einem Romanprojekt – das eigentlich eine Novelle hätte werden sollen, aber partout beim Schreiben einen ziemlichen Wachstumsschub hinlegte –, bei dem ich die Rohfassung wahrscheinlich nach fünf bis sechs Monaten abgeschlossen haben werde. Das ist allerdings auch bereits deutlich länger als die beiden anderen.

 

Darfst du bei den Covern mitbestimmen?

Meine beiden Romane (und auch die Novelle) habe ich im Selfpublishing veröffentlicht, da lagen alle Entscheidungen fürs Cover natürlich bei mir. Bei den Kurzgeschichten, die von mir bisher in Verlagsanthologien erschienen sind, sah das wiederum ganz anders aus. Allerdings haben wir bei der Märchenspinnerei-Anthologie wiederum zusammen überlegt, was sich als Cover gut eignen könnte. Es ist also recht unterschiedlich.

 

Kommen weitere Bücher von dir raus?

Das kann ich mit einem klaren Ja beantworten. 😊
Im Moment schreibe ich, wie gesagt, an einem weiteren Romanprojekt. Danach warten auch schon weitere Novellen, Romane u.a. darauf, dass ich sie entweder endlich mal (weiter-)schreibe oder zu Ende plotte und dann schreibe.

 

Was hast du dieses Jahr noch vor?

Auf jeden Fall werde ich besagte ehemalige Novelle abschließen (und im Anschluss überarbeiten, damit sie voraussichtlich 2021 erscheinen kann). Dann stehen einige Kurzgeschichten für Ausschreibungen an, die ich noch schreiben möchte. Und je nach dem, wann ich zu was komme – und wie viel Zeit ich insgesamt zum Schreiben habe –, würde ich mich auch gerne noch einer Novelle widmen und einem winterlichen Roman (der nur leider nicht zu diesem Winter fertig werden wird).

 

Wie ist dein Alltag als Autorin?

Da ich (aktuell) nicht hauptberuflich schreibe, quetsche ich das Autorinnendasein immer in die Lücken, die sich in meinem sonstigen Alltag auftun. (Erst recht, wenn ich zum reinen Schreiben etc. auch Social Media, Marketing u.a. hinzuzähle; ohne ist das Autorinnenleben kaum denkbar, erst recht im Selfpublishing.)
Im Moment schreibe ich oft am späten Nachmittag bis zum frühen Abend, teilweise aber auch mal vormittags oder irgendwann, wenn andere sich zum Schlafen hinlegen. Irgendwo lässt sich immer noch ein Stündchen zum Schreiben finden, wenn ich Glück habe, auch etwas mehr.

 

Was machst du beruflich?

Vieles. 😀
Inzwischen frage ich tatsächlich oft bei dem Thema zurück, ob die Person die Kurz- oder Langfassung meines beruflichen Tuns erfahren möchte. Denn über die Jahre ist doch so das eine oder andere dazugekommen …
Aber zurück zum Thema: Meine Brötchen verdiene ich im Moment vor allem durch Literaturübersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche (einschl. Übersetzungslektorat und -korrektorat). Ich bin aber auch als Journalistin tätig, produziere z.B. Radiobeiträge oder moderiere auch kleinere Sendungen. Als Kunsthistorikerin bringe ich Museumsbesucher:innen die jeweiligen Künstler:innen und Exponate näher, bilde den kunstvermittelnden Nachwuchs aus oder verfasse auch wissenschaftliche Beiträge in diesem Bereich. Dazu kommen noch einige andere Tätigkeiten, die hier wahrscheinlich den Rahmen sprengen würden. 😉

 

Was sind deine Hobbies neben dem Schreiben?

Was ich hier auf jeden Fall nennen muss, ist der Klassiker: Ich lese unheimlich gerne. Denn neben meinen eigenen Geschichten tauche ich auch sehr gerne in die Geschichten anderer Autor:innen ein.
Ansonsten zeichne ich (allerdings meist nur für mich selbst), fotografiere gerne (am liebsten Natur, Architektur und Kunst; eine ganze Zeit auch analog), lasse mich aber auch mal von Filmen und Serien ans Sofa fesseln (meist mit der Katze in der Nähe).

 

Lieblings…:

…autor: Habe ich aktuell nicht. Aber es gibt einige Autor:innen, von denen ich entweder schon seit Langem oder erst seit Kurzem gerne Geschichten lese und/oder höre (alphabetisch sortiert): Trudi Canavan, Neil Gaiman, Walter Moers, Terry Pratchett, Fabienne Siegmund, Leonie Swann, Isa Theobald u.a.
Zu dieser Liste gehören natürlich auch die Held:innen meiner Kindheit, wie z.B. Astrid Lindgren, Enid Blyton, Michael Ende u.v.m.

…buch: Wie du wahrscheinlich schon bei der Autor:innenfrage bemerkt hast, habe ich es nicht so mit *dem* Liebling … sorry. So gibt es auch nicht *ein* Buch, das ich als mein All-Time-Favorite bezeichnen würde, das ändert sich immer mal wieder. Gerade warte ich tatsächlich auf das nächste Buch, das mich so richtig umhaut als Leserin – da nehme ich gerne Empfehlungen!

…verlag: Es gibt keinen Verlag, von dem ich alles lesen würde, aber dafür einige deutsche Kleinverlage, die mir sehr sympathisch sind (alphabetisch sortiert): Art Skript Phantastik Verlag, Chaospony Verlag, Edition Roter Drache, Machandel Verlag, Verlag Torsten Low.

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