Autorentag #2 – Aaliyah Abendroth: Das Interview

Seit wann schreibst du?
Eigentlich, seit ich einen Stift halten und Buchstaben damit formen kann. Ich habe schon als Kind gern Briefe und Geschichten geschrieben, mir Comics ausgedacht oder Zeitschriften und Lehrbücher gebastelt. In meiner Jugend habe ich dann angefangen, Gedichte zu schreiben, und während des Studiums entstand eine erste Geschichte in Romanlänge. Es folgten weitere, und irgendwann dachte ich, ich wage es und veröffentliche meinen ersten Roman. Das war 2016, und seitdem bin ich Selfpublisherin.
Was liebst du am Schreiben?
Das klingt vielleicht ein wenig egoistisch – aber ich mag es, wenn ich meinen Kopf durchsetzen und eine Welt erschaffen kann, in der ich das Sagen habe. Eine Welt, die mir besser gefällt als die echte, weil darin lauter sympathische Menschen leben, und die, die nicht sympathisch sind, am Ende einen Denkzettel verpasst bekommen. Eine Welt, in der ich entscheiden kann, dass meine Protagonisten keine Cola trinken, weil ich der Meinung bin, dass Cola Teufelszeug ist, das die Menschen krank macht. Eine Welt, in der wir nicht im Lockdown festsitzen, sondern Konzerte besuchen können. Eine tolerante und diverse Welt, in der am Ende alles gut wird (denn wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende – was übrigens weder ein Lennon-, noch ein Wilde-Zitat ist, wie oft irrtümlich behauptet wird).
In welchen Genres schreibst du?
Ich schreibe Liebesromane für Mädchen und junge Frauen (Genre Young Adult/New Adult), wobei es auch viele ältere Leserinnen gibt, die meine Bücher mögen. Ich denke, das Thema Liebe ist einfach zeitlos. Da die Musik in meinen Büchern immer eine große Rolle gespielt, werde ich auch generell dem Genre Rockstar Romance zugeordnet, wobei meine Musiker nicht immer Rockstars sind.
Was machst du bei einer Schreibblockarde?
Ganz ehrlich? Ich hatte noch keine. Es gibt ja solche und solche Schreibblockaden. Es kann passieren, dass man keine Idee für einen neuen Roman hat. Das wird mir wohl bis an mein Lebensende nicht passieren, weil ich ein ganzes Buch voller Romanideen habe, die ich nie und nimmer alle auf Papier bringen kann.
Die andere Situation ist, dass man bereits an einem Roman schreibt und plötzlich nicht weiterkommt. Das lässt sich verhindern, indem man sich vorher ausreichend Gedanken über den Plot macht und sich dann daran hält.
Klar, manchmal passiert es mir, dass ich einen Dialog schreibe und mir partout keine passende Erwiderung der jeweiligen Figur einfallen will. Dann streiche ich den letzten Satz und lenke das Gespräch in eine andere Richtung, um es am Laufen zu halten.
Aber das sind Kleinigkeiten, die im Schreiballtag völlig normal sind. So etwas würde ich nicht als Blockade bezeichnen.
Wie lange brauchst du für einen Roman?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, weil ich nicht in Vollzeit schreibe. Seit diesem Jahr arbeite ich nur noch halbtags in meinem „Brotjob“, vorher habe ich nur freitags geschrieben. Dennoch ist es nicht so, dass ich 20 Stunden pro Woche schreibe. Als Selfpublisher verbringe ich auch viel Zeit mit der Veröffentlichung an sich – Cover in Auftrag geben, Klappentext schreiben, Promo-Aktivitäten planen und durchführen, Social Media, Newsletter usw. Jetzt kamen die diversen Lockdowns inklusive KITA-Schließungen noch dazu, so dass ich zu Hause selten die Ruhe hatte, um zu schreiben. Die ersten Jahre hatte ich eine Veröffentlichung pro Jahr, 2020 habe ich zum ersten Mal 2 Bücher veröffentlicht. 2021 plane ich ebenfalls 2 Veröffentlichungen, aber ob das in der derzeitigen Situation zu schaffen ist? Keine Ahnung.
Darfst du bei den Covern mitbestimmen?
Ja, ich habe meist sehr genaue Vorstellungen vom Cover und gebe die dann an die Designer weiter.
Bisher hatte ich immer typische Rockstar-Romance-Cover mit Rockstar-Coverboy, aber da der Trend aktuell eher zu Covern ohne Coverboy geht – jedenfalls im Genre New Adult – wird mein nächstes ein typisches Bold Typography/Millennial Pink-Cover, das in einem Pink/Glitzer-Farbton gehalten ist und bei dem der Buchtitel zusammen mit einem einzigen Grafik-Element, einer E-Gitarre, heraussticht.
Dieses Cover verdanke ich übrigens der lieben Mona West.
Kommen weitere Bücher von dir raus?
Ja, das eben erwähnte. Sein Titel lautet „Just the Way You Are“, und die Veröffentlichung ist für ca. Mitte des Jahres geplant.
Was hast du dieses Jahr noch vor?
Wenn möglich, würde ich gern noch ein weiteres Buch veröffentlichen. Spannend wäre auch eine Buchreihe als Gemeinschaftsprojekt mit befreundeten Autorinnen. Da könnte vielleicht 2022 etwas kommen, mal sehen.
Ansonsten hoffe ich einfach nur, dass dieser ganze Covid-Mist bald vorbei ist (und in den nächsten 40 Jahren, die ich noch auf diesem Planeten zu verweilen gedenke, nicht wiederkommt). Mein Sohn kommt dieses Jahr in die Schule, und ich würde gern vorher noch mal eine längere Reise außerhalb der Ferienzeiten machen. Aber da sich derzeit nichts sicher planen lässt, werden wir wohl spontan schauen müssen, ob und wenn ja, wohin wir reisen.
Wie ist dein Alltag als Autorin?
Das kommt ganz auf die Phase an, in der ich mich gerade befinde. Steht eine Veröffentlichung kurz bevor, stecke ich meine komplette Zeit in die Vorbereitung: Coverdesign, Testleserunden, Korrektorat, Bloggerkooperationsanfragen usw.
Nach der Veröffentlichung geht es hauptsächlich darum, die Marketingaktivitäten zu managen. Das ist sehr viel mehr Arbeit, als man glaubt, weil meist nie alles nach Plan verläuft. Gleichzeitig mache ich mir erste Gedanken über das nächste Buch. Wenn es dann langsam wieder ruhiger wird, kommt eine neue Schreibphase, die aber immer mal wieder durch Marketingaktionen unterbrochen werden kann – zum Beispiel  wenn eins meiner Bücher im Kindle Deal ist oder in Prime Reading kommt. Beispielsweise können Amazon-Prime-Kunden meinen Roman „Verrockt nach dir“ zurzeit kostenlos als E-Book lesen (noch bis Ende Juni). Das bewerbe ich dann natürlich auch.
Was machst du beruflich?
Ich arbeite bei einem großen E-Commerce-Unternehmen in Berlin. Bis vor Kurzem habe ich dort die österreichische Webseite als Country Manager verantwortet, aber nun habe ich zugunsten meiner Autorentätigkeit die Position gewechselt und arbeite jetzt als Content Manager nur noch halbtags.
Was sind deine Hobbies neben dem Schreiben?
Ich mag Musik und spiele Gitarre, schreibe selbst Songtexte und liebe es, auf Konzerte zu gehen. Außerdem reise ich gern, am liebsten abseits des Mainstreams, also auf keinen Fall all inclusive, sondern eher mit Zelt und Rucksack. Ich glaube, es ist der beste Weg, „echte“ Toleranz zu lernen. Mich auf fremde Kulturen und Sprachen einlassen, die Schönheiten der Natur hautnah erleben, unterm Sternenhimmel übernachten – damit fühle ich mich wohl.
Lieblings…:
…autor: Ich bin ein großer Fan von Lilly Lucas, Elle Kennedy, Paige Toon und Nica Stevens.
…buch: Es gibt einfach zu viele. Die gesamte Green-Valley-Reihe von Lilly Lucas ist großartig, genau wie die Jessie-Jefferson-Reihe von Paige Toon und die Off-Campus-Reihe von Elle Kennedy. Aber es gibt auch ein paar Einzelromane, die mich echt beeindruckt haben – zum Beispiel „Morgen wirst du bleiben“ von Nica Stevens, „Heartbeat Rock – Lovesong für dich“ von Mela Nagel oder „Regenwaldgeflüster – Verloren in dir“ von K. R. Winter. Und nicht zu vergessen „Verheiratet mit einem Rockstar“ von Angelika Suess – mein Lachflash-Romanhighlight 2020.
…verlag: Ich habe keinen richtigen Lieblingsverlag. Ich mag einfach alle Verlage, die im Genre Young/New Adult veröffentlichen. Ob nun LYX, One, Kyss, Carlsen oder cbt – ich habe bei jedem dieser Verlage Lieblingsautoren und Lieblingsbücher.

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