Bloggerjubiläum – Lily Konrad: Protagonisteninterview

– Wie bist du denn nach Frankfurt gekommen? –
Im Flugzeug. Ich hatte der Heilerin Leire versprochen, auf ihre Urenkelin Rena aufzupassen – denn die stand auf der Abschussliste unserer Feind, der Iszeroniten. Rena war gerade in Australien und das ist mein Gebiet. Als sie nach Deutschland zurückflog, habe ich sichergestellt, dass ich mich immer in ihrer Nähe aufhalte. Also bin ich mit ihr nach Frankfurt geflogen.
– Wieso bist du nach Australien geflohen? –
Zum einen, weil das wie gesagt das Gebiet ist, für das ich zuständig bin. Zum anderen, weil ich allein sein wollte. Und das ist in Australien wesentlich einfacher als in Deutschland. Viel mehr Fläche, viel weniger Leute. Verstehst du?
– Was ist als Ort besser, Deutschland oder Australien? –
Das kommt darauf an, was du suchst. Für mich ist Australien besser.
– Erkläre kurz was ein finsterer Wächter ist. –
Du weißt schon, dass das meine Bezeichnung ist, oder? Das Volk der Sisoner wird von einer Hüterin und ihren Wächtern angeführt. Unsere Hüterin ist gestorben, aber Cat steht in ihren Fußstapfen und wird diese Aufgabe bald übernehmen. Und derzeit gibt es sechs Wächter, von denen ich einer bin. Und als finster gelte ich, weil ich selten lache und die Dinge oder Situationen meistens von ihrer wenigen schönen Seite brachte.
– Welche Fähigkeiten hast du? –
Keine besonderen, nur die, die jeder Sisoner hat. Das heißt, ich kann Gedanken lesen und mich mit der Kraft meiner Gedanken von einem Ort zum anderen versetzen. Außerdem bin ich ein guter Kämpfer, was an meiner Erfahrung, aber auch daran liegt, dass ich keine Angst habe.
– Was ist deine Bestimmung? –
Ein Wächter zu sein, die Iszeroniten zu bekämpfen und die Hüterin sowie unser Volk zu beschützen.
– Beschreibe deine Beziehung mit deinem Bruder in der Kindheit? –
Mein Zwillingsbruder Dylan und ich standen uns unglaublich nahe. Wir waren uns sehr ähnlich, wenn auch nicht vollkommen gleich, haben gemeinsam entdeckt, gelernt, gelacht, geweint, uns gesorgt und Erfolge gefeiert. Wir verstanden uns ohne Worte, wussten, was der andere denkt und was er als nächstes tun würde. Wir waren unheimlich stolz aufeinander, steckten praktisch immer unter einer Decke und die Bindung zwischen uns war so fest, dass niemand sie übertreffen konnte, nicht einmal unsere Eltern. Das war die schöne, die helle Seite unserer Geschwisterliebe. Aber Dylan war auch der Ältere von uns beiden und obwohl er nur wenige Minuten vor mir zur Welt gekommen war, hatte ich immer den Eindruck, dass er mir in allem eine Nasenlänge voraus war – egal, um was es ging. Er war stärker, schneller, klüger, witziger, beliebter. Nicht viel, aber immer ein wenig. Und genug, um mich eifersüchtig zu machen. Schon als Kind hatte ich daher Gedanken, die mit ›wenn es ihn nicht gäbe‹ begannen. Das steigerte sich, als wir erwachsen wurden und anfingen, uns für Frauen zu interessieren. Ich warnur so lange beachtenswert, bis Dylan die Szene betrat. Wir sahen zwar fast gleich aus, aber er wargeistreicher, hatte mehr Ausstrahlung und die Frauen flogen auf ihn. Mehr als einmal wünschte ich mir, dass ich mich nicht immer gegen ihn behaupten müsste. Dass ich allein und nicht als Zwilling auf die Welt gekommen wäre. Dass ich mich hätte entwickeln können, ohne mich stets, überall und in jeder Hinsicht mit ihm messen zu müssen. Das war die dunkle, die hässliche Seite, die ich tief in meinem Herzen vergrub, weil ich mich dafür schämte. Aber sie war da und ließ sich zwar verstecken, jedoch nicht auf Dauer verleugnen.

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